Die Mitarbeiter*innen der ambulanten Teams „systemBLICK“ und „(z)weitBLICK“ sind neben ihrer anspruchsvollen Arbeit kontinuierlich in individuellen Fort- und Weiterbildungsprozessen involviert. Die fortlaufende Weiterentwicklung ist ein wichtiges DNA-Merkmal der empatis® Mitarbeiter*innen, im Besonderen der ambulanten Einzel- und Familienhelfer*innen.
Regelmäßig gibt es auch innerbetriebliche Weiterbildungsangebote. Im Oktober war wieder solch ein Tag, in dem es um folgende Themen ging:
Medienabhängigkeit
Die Weiterbildung- bzw. Schulungseinheit wurde von Jan Kunkel umgesetzt. Herr Kunkel arbeitet in der Beratungsstelle „Escapade“ von Gesop, welche sich u.a. auf die Unterstützung Jugendlicher bei Gefährdung durch problematische Mediennutzung spezialisiert hat. Herr Kunkel stellt die wichtigsten Erkenntnisse aus aktueller Forschung und dem Beratungsprozess vor:
- Erkennbare Symptome/Strukturen einer Verhaltensabhängigkeit: Kontrollverlust über das jeweilige Verhalten; wachsende Bedeutung des jeweiligen Verhaltens gegenüber anderen Interessen und täglichen Aktivitäten (meist schleichend und unbewusst); Fortführung des Verhaltens trotz negativer Konsequenzen (Beziehung, Schule, Arbeit, körperliches etc.)
- Erstellung einer Motivationsmaske mit den Klienten; angelehnt an die „Soziale Motivationsstruktur“ nach H. Heckhausen
- Was ist ein Suchtgedächtnis und wie funktioniert es?
- Skizzierung eines Standardverlaufes vom 3. – 55. Lebensjahr und darüber hinaus in verschiedenen Phasen der Entwicklung
- Welche Begleiterkrankungen können zu der Medienabhängigkeit bestehen? Komorbiditäten: Depression, ADHS, soziale Phobie, Narzissmus
- Wie kann ich mich vor einem übermäßigen Medienkonsum schützen?
Diese intensive und umfangreiche Weiterbildungseinheit war eine dringend notwendige theoretische und vor allem praxisrelevante Unterstützung der Mitarbeiter*innen. Das Thema „Medienabhängigkeit“ nimmt leider immer mehr Raum in der Arbeit ein, da die Eltern und die Systembeteiligten damit zunehmend überfordert sind. Und die Corona-Lockdownphasen haben diesen Prozess bedauerlicherweise noch zusätzlich dynamisiert.
Museumskoffer „Vergiss mein nicht“
Der Museumskoffer „Vergiss mein nicht“ ist ein didaktisches Arbeitsmittel fĂĽr die Arbeit mit Kindern (im Alter von 5 bis 12 Jahren) zum Thema „Sterben und Tod, Bestatten, Trauern und Erinnern“ zum Thema Tod. Der Museumskoffer „Vergiss mein nicht“ ist ausleihbar im „Landesverband fĂĽr Hospizarbeit und Palliativmedizin Sachen e.V.“
Der Museumskoffer „Vergiss mein nicht“ ist gefüllt mit Objekten, Büchern, Filmen und Vorschlägen für den kreativen Umgang mit diesem Themenkomplex. Ergänzt wird die unglaubliche Vielfalt von Arbeitsmaterialien mit Hintergrundinfos bzw. Anleitung durch ein Handbuch.
Ziel des Museumskoffers ist es, Kindern die Themen „Sterben“ und „Tod“ als Teil unseres kulturellen, gesellschaftlichen und religiösen Lebens nahezubringen und ihnen eine behutsame Hilfestellung fĂĽr den Umgang mit Abschied und Trauer anzubieten. AuĂźerdem sollen die Empathiefähigkeit und die Akzeptanz von GefĂĽhlen, Affekten und Stimmungen in Zusammenhang mit Abschied und Verlust dabei gestärkt werden.
Weitergehend sollen die Kinder mit Erinnerungskultur und Trauerritualen vertraut gemacht werde, da die Themen Tod, Verabschiedung und Trauer leider in unserer Gesellschaft eher verdrängt oder in verzerrter Art dargestellt werden. Die Vermittlung von Sachwissen zu den Themenblöcken „Sterben und Tod“ „Bestatten“ „Trauern“ und „Erinnern“ runden das gesamte Angebot ab.
Kinder haben je nach Alter sehr unterschiedliche Vorstellungen von den Themen „Sterben“, „Abschied“ und „Tod“. Die Themen finden in der Lebenswelt vieler Kinder statt, da sehr viele von ihnen Abschiede, Trennungen oder Todesfälle im Familienkreis direkt oder indirekt erleben mussten. Im Konkreten kann dies beispielsweise bedeuten:
- Abschied vom Urlaubsort oder von der Mutter, die auf Dienstreise muss
- Abschied vom Vater, der nicht mehr zu Hause wohnt
- Trennung von der Freundin, die in eine andere Stadt zieht
- Trauer vom verlorenen Kuscheltier oder vom gestorbenen Haustier
Das Ziel ist es, dass die Kinder schon früh und im Kleinen lernen, dass traurig sein, weinen und wütend sein, aber auch all die anderen Gefühle erlaubt und wichtig sind. Damit fällt dann später der Umgang mit schweren Verlusten und den Angehörigen und Freunden leichter. Trennungs-, Abschieds- und Verlustszenarien werden für die heutigen Kinder immer mehr zum „normalen“ Lebensalltag, sodass die Einzel- und Familienhelfer*innen diesbezüglich gewappnet sein müssen.
Der Museumskoffer „Vergiss mein nicht“ bietet dafür eine Vielzahl von Methoden, Ansatzpunkten und Herangehensweisen, sodass der alltags- und lebenspraktische Methodenkoffer der ambulanten Mitarbeiter*innen eine sinnvolle Erweiterung erlebte.
Themenschwerpunkt ADHS
Einer der Klassiker der Kinder- und Jugendhilfe ist der Schwerpunkt ADHS. Zum weiten Themenkomplex ADHS gibt es glücklicherweise eine Vielzahl von neuen Erkenntnissen, Forschungsergebnissen und Handlungs- sowie Interventionsansätzen. Und genau zu diesem aktuellen Stand wurden die Mitarbeiter*innen der Teams systemBLICK und (z)weitBLICK von Mona Mäscher geschult. Im Detail ging es dabei beispielsweise um folgende Aspekte:
- Krankheitsbild, Diagnostik und Therapie
- Verhaltensmerkmale der Aufmerksamkeitsstörung
- Umgang mit betroffenen Kindern und Jugendlichen
- Prinzipien im Umgang (Einzel- und Gruppensetting)
- Diagnostik und Testverfahren
- Medikation
empatis® und die ambulanten Mitarbeiter*innen profitierten dabei mehrfach von der vielseitig, praxisrelevant und umfassend ausgebildeten Fachfrau. Mona Mäscher ist neben ihrer fachlichen Expertise auch noch Teil des empatis® Systems und steht allen Pädagog*innen für konkrete Fach- bzw. Fallfragen zur Verfügung. Mona Mäscher ist seit Juni 2020 die Teamleitung der Williburg und sorgt damit für einen großen Qualitätssprung in der pädagogischen Arbeit des Wohnprojekts, was sich in vielen positiven Hilfeverläufen der letzten Zeit zeigte.
Ergebnis
Für den systemBLICK und den (z)weitBLICK war dies ein besonderer Teamtag. Der Tag war geprägt von kostbarer Theorie und hohem Praxisbezug und mit vielen Momenten der Gemeinsamkeit. Dies ist im Alltag als häufig gefühlte/r „Einzelkämpfer*in“ das Wichtigste, um dauerhaft erfolgreich in dem Bereich arbeiten zu können. 1+1=3 zeigt sich in diesem Fall wieder einmal, wie lebens- und teamrelevant dieses systemische Prinzip ist.
Die systemischen Beratungskompetenzen der empatis® Einzel- und Familienhelfer*innen wurde durch den Weiterbildungstag, welcher von inhaltlichem und handlungspraktischem Input gekennzeichnet war, ergänzt und gestärkt. Das Resümee der Veranstaltung war, dass sich die Teams für die vielfältigen Herausforderungen ihres Arbeitsfeldes besser gewappnet sehen.